Praxisketten, Selektivverträge, Kollektive Ergänzungsverträge, Einzelpraxen?

    Wohin geht die Reise in Brandenburg?

    Jahrelang herrschte im Land Brandenburg auf berufspolitischer Ebene Ruhe und Beschaulichkeit. Seitdem sich jedoch eine Praxiskette aufmacht, flächendeckend die bisher gewachsenen Strukturen der zahnärztlichen Berufsausübung zu verändern, ist Unruhe entstanden.

    Der Verband der niedergelassenen Zahnärzte musste bei der letzten KZV-Wahl eine empfindliche Niederlage einstecken. Bis dahin besaß dieser Verband im Wesentlichen ein Alleinvertretungsrecht in allen Bereichen des berufspolitischen Lebens. Nach der letzten KZV-Wahl reduzierte sich die Anzahl der Vertreter des VNZ in der KZV-Vertreterversammlung von ehemals 24 auf 15.

    Aber warum eine solche Niederlage und ein solcher Vertrauensverlust? Als Begründung diente die nicht stattgefundene Auseinandersetzung mit der sich im gesamten Land breitmachenden Praxiskette des Kollegen Dr. Weßlau.

    Dies ist jedoch nur die einfachste Erklärung. Die wahren Gründe dafür, dass sich zahlreiche Kollegen im Land nicht mehr durch den Verband gut vertreten fühlen, liegen tiefer. Die verfestigten Strukturen innerhalb der KZV haben auch den VNZ träge werden lassen. Über Jahre gewachsene persönliche Freundschaften haben bei einigen Funktionären dazu geführt, das Tun des Anderen zu tolerieren, die kritische und vor allem offene Auseinandersetzung mit berufspolitisch bedeutenden Entwicklungen fehlte. Eine gewisse Lethargie hatte sich breit gemacht. Es entwickelte sich eine familiäre Atmosphäre und unser langjähriger Geschäftsführer hielt den „Laden“ beisammen. Transparenz gab es, aber nur soweit wie nötig.

    Nun führt bekanntlich das Fehlen einer Opposition immer zu Deformationen innerhalb einer Demokratie. Diejenigen, die an den Schalthebeln sitzen, gefallen sich in ihrer Rolle und nutzen diese gelegentlich evtl. auch zu ihrem persönlichen Vorteil aus. Das ist zwar moralisch verwerflich, bei einer fehlenden Opposition leider aber auch nicht zu verhindern.

    Dass es keine Opposition gab, müssen wir uns alle auf die Fahnen schreiben. Waren (und sind?) wir doch alle lange berufspolitisch müde gewesen. Teilweise haben auch viele Kollegen resigniert und haben den Glauben an Veränderungen verloren.

    Nun heißt es allerdings für alle Kollegen im Land aufwachen! Die gegenwärtigen und zukünftigen Entwicklungen dürfen nicht verschlafen werden. Auch wenn es zum Teil schwerfällt, sich neben dem beruflichen Alltag mit den zahlreichen überbordenden, bürokratischen Belastungen, denen wir unterworfen sind, mit der Flut an Zeitschriften und Mitteilungen, mit denen wir überhäuft werden, auch noch mit Berufspolitik zu beschäftigen.

    Nehmen wir uns dennoch etwas Zeit, uns mit den Gegebenheiten auseinanderzusetzen, die unseren beruflichen Alltag in den nächsten Jahren prägen werden, sonst tun es bekanntlich andere für – oder gegen uns. Die in den letzten Jahren stattgefundenen Entwicklungen haben dazu geführt, dass zunehmend mehr marktwirtschaftliche Tendenzen in unserem Berufsstand einfließen.

    Die oben benannte Praxiskette nutzt dies weidlich. Da werden unter anderem in Zeitungsanzeigen Bildchen mit Ostereiern präsentiert, mit denen für eine kostenlose Prophylaxe geworben wird. Die daraufhin mit ihren Bildchen in der Praxis erscheinenden Patienten werden dann offen angesprochen und abgeworben. Aussage von Dirk Weßlau: Das sei nun mal marktwirtschaftliches Handeln und nur das ist entscheidend. Damit liegt er zwar außerhalb des Erlaubten, aber damit kommt Herr Weßlau zurecht.

    Die Hauptgefahren, die wir bei solch ausgedehnten Ketten sehen, sind zwei Fakten.

    1. Praxisketten, die sich im gesamten Land ausbreiten, sind für Krankenkassen attraktiv zum Abschluss von Selektivverträgen.

    Würde es dazu kommen, wäre natürlich wieder Schluss mit Marktwirtschaft und Wettbewerb. Unsere Patienten würden dann sicherlich auch einige Kilometer Anfahrtsweg in Kauf nehmen, um z.B. eine kostenlose Prophylaxe und kostenlosen Zahnersatz, günstigere Implantate oder kieferorthopädische Behandlungen zu erhalten. Da können wir noch so gute Qualität bieten, der monetäre Anreiz wäre dann das Ausschlaggebende.

    2. Das Ende der Freiberuflichkeit.

    Schon heute gibt es Aussagen von jungen Kollegen, die sich die Übernahme einer Praxis in einem von einer Kette dominierten Gebiet nicht mehr zutrauen. Zu groß ist die Angst vor der scheinbar übermächtigen Konkurrenz.

    Wir haben uns entschlossen, unseren Weg der Interessenvertretung für alle Kollegen im Land weiterzugehen. Der heiß diskutierte Selektivvertrag (jetzt kollektiver Ergänzungsvertrag) zwischen der KZV und der IKK Brandenburg ist nun unterschrieben. Wir wollen uns dazu nicht mehr weiter äußern, sonst würden evtl. wieder Mitgliedern unserer Liste Disziplinarverfahren angedroht werden.

    Jedoch ist es erfreulich, dass unsere Hauptforderung umgesetzt wurde, kein Mitglied der KZV Brandenburg von einem solchen Vertrag durch Vorbedingungen, gleich welcher Art, auszuschließen. Ganz im Gegensatz dazu steht übrigens die Meinung des Vorsitzenden der VV der KZV und Vorsitzenden des Verbandes der niedergelassenen Zahnärzte, Herr Albrecht, der in seinem Rundschreiben vom 27. Mai schrieb: „Knapp 70 Prozent der Kollegen hätten diese Norm locker erbracht.“

    Er hat also im Umkehrschluss kein Problem damit, dass 30 Prozent der Kollegen im Land keine Chance gehabt hätten, dem Vertrag beizutreten, obwohl sie genauso die KZV finanzieren, wie alle anderen Kollegen auch. Eine Einstiegshürde birgt aber auch die Gefahr in sich, dass diese von Jahr zu Jahr verändert (erhöht?) werden kann.

    Das wiederum würde langfristig die Gefahr in sich bergen, dass nur noch größere Strukturen (Ketten?) mit der entsprechenden Gesamtfallzahl diese Hürden nehmen könnten.

    Liebe Kollegen, mittlerweile hat sich zum Glück die Schärfe aus den kollegialen Diskussionen vermindert. In einem von unserem Listenmitglied Herrn Krenz initiierten Treffen in den Räumen der KZV haben sich Herr Linke und Frau Pittner allen interessierten Mitgliedern der VV der KZV zur Klärung von offenen Fragen zur Verfügung gestellt.

    Gerade in Bezug auf die anstehenden Kammerwahlen sollten die Kollegen aller Wahllisten angehalten sein, das kollegiale Gespräch zu suchen. Die Ankündigung von Herrn Weßlau mit einer eigenen Liste zur Kammerwahl anzutreten, sollte für alle Kollegen Grund genug sein, Differenzen in Zukunft immer erst zu besprechen und nicht niederzuschreien. Dann dürfte gewährleistet sein, unsere Kollegialität zu erhalten und auch in der Kammerversammlung Kollegen zu wissen, die sich diesen extremen, von Unkollegialität und purer Marktwirtschaft geprägten Gruppierungen widersetzen.

    Es gibt Wege und Lösungen, die es in Zukunft allen Kollegen ermöglichen, ihre Praxen weiter in wirtschaftlich sicheren Bahnen zu führen. Wir bitten Sie daher, unterstützen Sie unsere Liste „Zahnärzteverein Schwedt – Offene Liste“ mit Ihrer Stimme bei der Wahl zur Kammervertretung.

    Notdienst

    Werktags steht der Bereitschaftsdienst von 20:00 bis 08:00 Uhr zur Verfügung und an Wochenenden und Feiertagen ist eine feste Schmerzsprechstunde von 09:00 Uhr bis 11:00 Uhr und 17:00 Uhr bis 18:00 Uhr eingerichtet. Zu diesen festen Sprechstunden erreichen Sie den zuständigen Zahnarzt in der Praxis. Ansonsten ist eine telefonische Anmeldung erforderlich. Welche Praxis Notdienst hat, können Sie unter folgender Telefonnummer erfragen: 03332-530 und über den Link Bereitschaftsdienst erfahren Sie auf der Webseite der KZV Land Brandenburg, welche Praxis gerade Bereitschaft hat. Hier erfahren Sie, mit welchen Symptomen Sie sich an den zahnärztlichen Bereitschaftsdienst wenden können.